In Teilzeit beschäftigte Führungskräfte sind in Deutschland eine Ausnahme. Eine durchschnittliche Arbeitskraft ist männlich und vollzeitbeschäftigt. Jede vierte Führungskraft ist eine Frau, jede Zehnte arbeitet davon in Teilzeit.
Das sitzt erstmal. Zumindest bei mir als Frau.
Das Beschäftigungsverhältnis von Führungskräften in Teilzeit wird in der Literatur als atypisch definiert. Es zeichnet sich durch die verkürzte Arbeitszeit gegenüber Vollzeitkräften aus, wird jedoch gleichzeitig von verantwortungsvollen und entscheidungsrelevanten Aufgabenfeldern begleitet.
Noch immer ist es in vielen Unternehmen üblich, dass Mitarbeiter und besonders Führungskräfte in Vollzeit beschäftigt sind. Häufig wird eine tägliche Verfügbarkeit mit Leistungsbereitschaft gleichgesetzt, was die Existenz von Teilzeitführungskräften erschwert.
Mitarbeiter, die über die reguläre Arbeitszeit hinaus arbeiten und täglich im Unternehmen sind, werden beständig als einflussreicher wahrgenommen als Teilzeitkräfte. Tägliche Verfügbarkeit steht dabei für Engagement und Ehrgeiz. Dass eine Führungskraft in Teilzeit arbeitet, gilt noch immer als Ausnahmeerscheinung.
Häufig berichten Angestellte, dass sie nach der Äußerung ihres Teilzeitwunsches die nachfolgenden Runden bei Beförderungen und Gehaltserhöhungen nur aus der Ferne bestaunen konnten. Die Karriere war an dieser Stelle für sie beendet. Wie unnötig, denke ich. Dabei kann ein Wunsch nach Teilzeitarbeit so unterschiedliche Motive haben: Hausbau, Familienzuwachs, die Pflege eines Angehörigen. Warum werden Mitarbeiter in diesen herausfordernden Lebensumständen so unzureichend unterstützt oder gar abgestraft?
Nach wie vor wird in vielen deutschen und internationalen Unternehmen die Kultur gelebt, dass je höher eine Führungsebene ist, desto weniger Frauen sind dort anzutreffen und desto niedriger die Teilzeitquote. Firmenchefs und Führungskräfte in Vollzeit akzeptieren selten Kollegen in Teilzeit, die gleichzeitig mit ähnlichen Aufgaben betraut sind. Warum dies der Fall ist, stellt den Hauptpunkt meiner Forschung dar.
Bereits in meiner Masterarbeit habe ich ausgiebig zu diesem Thema geforscht und dieses als Buchautorin weiter fokussiert. Nach Sichtung zahlreicher Interviews und Fachartikel ist mir deutlich geworden, dass die Verbindung von Teilzeit und Führung für viele im Widerspruch zueinandersteht. Wenige Unternehmen und Einrichtungen rufen aktiv zur Einbeziehung von Teilzeitführungskräften auf oder fordern eine zunehmende Umsetzung.
Häufig liegt das Problem nicht beim Chef, sondern im eigenen Team. Viele Kollegen sind schlichtweg unzufrieden, wenn ein Kollege weniger arbeitet und früher geht. Dass dies aber auch für denjenigen auf dem Gehaltszettel zu spüren ist, interessiert die wenigsten. Dabei profitieren Unternehmen, die bereits Führungskräfte in Teilzeit beschäftigen, von den positiven Begleiterscheinungen wie beispielsweise einer geringeren Fluktuation, sinkenden Krankheitstagen sowie zunehmender Motivation der Beschäftigten.
Zeit, dass sich was am Stand der Dinge ändert und wir ins Rollen kommen.